Vom Bauern zum Wirt und zurück zum Bauern

Er ist ein Urgestein der steirischen Gastronomie und ein Original, das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist: Ferdl Purgstaller, der für Sturm Graz das VIP-Catering auf die Beine stellte und 20 Jahre lang das legendären „Ferdls Gasthaus“ in Seiersberg betrieb. Heute lebt er auf seiner Landwirtschaft und hat ein anderes Betätigungsfeld gefunden.

Der Ferdl liebt die Menschen, die Musik, die Gastronomie, die Tiere, die Landwirtschaft und hat ein besonderes Talent, das er seit Jahrzehnten nützt. Er renoviert, baut um, restauriert und baute sich in Waldschach ein neues Zuhause. Ein Muli-Talent der Sonderklasse, er kann aus Altem Herrliches zaubern, altes Holz ist sein Lieblingsmaterial. Wir durften ihn besuchen und erfahren, was Ferdl heute macht. Auf seiner gemütlichen Terrasse beginnt uns Ferdl viel zu erzählen. Er hat viel erlebt in seinem Leben und immer alles positiv gesehen. Ein Blick bis Klöch, Kitzeck, Riegersburg macht ihn glücklich und zufrieden. Wenn man glaubt, er hat sich jetzt zur Ruhe gesetzt, liegt man falsch. Er lebt auf seinem „halben Berg“, genießt die Natur, sein freies Leben, seine Tiere und seinen nie endenden Drang, etwas zu verändern oder zu errichten.

Vor zwölf Jahren hat sich Ferdl eine zwei Hektar große Wirtschaft in Waldschach/St. Nikolai im Sausal gekauft. Den „Kulmihansl“, besser bekannt als „Kapfensteiner“. Der Besitzer war ein gesegneter Musiker, der aber leider viel zu früh durch einen Traktorunfall verstarb.

„Haus, Saustall, Stadel, das alles war komplett zerfallen“, wobei diese Bezeichnung nicht ganz zutrifft, es war verfallen, verwahrlost und eigentlich nur ein Abbruchobjekt, erinnert sich Ferdl, der inzwischen auch schon 72 Lenze zählt. „Das war nicht mehr zu renovieren, deshalb habe ich es abreißen müssen.“ Das Grundstück war auch komplett mit Stauden zugewachsen. „Ich habe immer gehofft, dass ich da hier oben ein kleines Haus bauen darf und zum Glück hat es sich wirklich so ergeben. Hier möchte ich meinen Lebensabend verbringen!”

Anfangs hielt Ferdl Purgstaller auf dem Areal schottische Hochlandrinder, heute hat er Mini-Esel, Schafe, Hühner und sogar ein paar Hirsche. Weil er so ganz offiziell eine Landwirtschaft betreibt, durfte er auch einen Hof errichten.

Beim Erbauen setzte Ferdl Purgstaller voll auf alte Materialien. „Der Holzbau vorne besteht aus dem Holz eines alten Pressstöckels, auf einem Tram sieht man sogar noch das Jahr 1834 eingebrannt.“ Das hat er mitsamt dem Anhänger gekauft, auf dem das Pressstöckel schon 20 Jahre lang gelagert war.

Ferdl restaurierte auch hier viele alte Gegenstände wie Türen oder Tische. Zu jedem dieser Schmuckstücke, wie zum Beispiel die Haustüre, hat er einen ganz persönlichen Bezug. Durch diese war Ferdl von Geburt an bis zum 35 Lebensjahr ein und ausgegangen. Und nun wird er sein restliches Leben wieder aus und eingehen. Letztendlich habe er ein komplettes Bauernhaus von eigener Hand errichtet, so wie damals die Almhütte in Ferdl`s Gasthof, ist der frühere Gastronom sichtbar stolz.

Ein Abschnitt harrt allerdings noch seiner Vollendung: eine eigene Kapelle. Die wird aus einem alten Wurzelstock gemacht, beschreibt Purgstaller sein nächstes großes Projekt. Aber auch ein winziger Weingarten wurde kurz vor unserem Besuch angelegt.

Begonnen hat alles mit der Musik, die er sicherlich nie aufgibt. Mit dem Edelweißecho begann er 1971 auf Hochzeiten, Geburtstagen und weiteren Veranstaltungen zu spielen. So auch bei den traditionellen Herbstfesten im Möbelhaus Kika. Bei einem dieser Veranstaltungen hat ihn der damalige Kika-Chef in den 80er-Jahren gebeten, als Moderator einzuspringen, nachdem ein Radio-Sprecher abgesagt hatte. Monate später bot der Kika-Chef Purgstaller an, das Cafe im Möbelhaus zu übernehmen. Der überlegte nicht lange und bekam den Zuschlag – für einen Schilling Bitt-Pacht im Monat. 1992 baute Ferdl dann seinen eigenen Pavillon vor dem Möbelhaus auf, zuvor hatte er während der Bauphase einen Würstelstand und Leberkässemmeln. Im Zuge des Kika-Umbaues wurde ein Selbstbedienungsrestaurant für 300 Sitzplätze  dazu gebaut.  Von dort an gab es für Ferdl auch eine neue Pacht von 10 Prozent  Monatsumsatz. Im Dezember machte Ferdl das Geschäft seines Lebens  mit einem Umsatz von einer Million Schilling - heute wären das rund 73.000 Euro, und die Pacht für dieses Monat betrug  sage und schreibe 100 000 Schilling. Er war auch Pächter in der Kika-Restaurants in Graz, Leoben und Klagenfurt. Außerdem hat er auch das Catering bei Veranstaltungen gemacht – da hat er oft für 3.000 Leute gekocht. Das Möbelhaus wollte nicht nur eine höhere Miete sondern auch 10 Prozent seines gesamten Catering-Umsatzes. 2001 beendete er die Zusammenarbeit mit Kika.

Eine Zeit lang befasste sich der Gastronom nur mehr mit Catering. Eiskönig Charly Temmel kam – damals Präsident des Fußballvereins SK Sturm – und fragte ihn, ob er nicht die VIP-Gäste-Versorgung mit Gulaschsuppe und Leberkäsesemmeln in der berühmten „Gruabn“ übernehmen möchte. Purgstaller zögerte nicht lange. Dann wurde Hannes Kartnig Sturm-Präsident weil Charly Temmel nach Amerika ging.

Eines Tages sagte der damalige Sportchef der Stadt Graz, Pepi List, zum Ferdl, er solle das Catering im VIP-Club nur für das erste Eröffnungsmatch  im Liebenauer Stadion übernehmen. Erster Auftrag: Alles top für das Stadtderby STURM gegen den GAK herrichten. „Pepi hat immer zu mir gesagt, Bauernwirt, du schaffst das“, so Ferdl.

Mit dem Geschäftspartner Kika schloss Purgstaller ein Abkommen: „Ich mache Werbung für die Möbelkette.” Ferdls Spruch war „Wir sind eine kleine Nummer, wir sind die NUMMER1 Kikazentrum, dafür bringt ihr mir das Mobiliar und die Deko für den VIP-Club. Sofort habe ich schwarze Schürzen mit Ferdl`s Catering-Aufdruck für das Personal machen lassen. Der VIP-Club wurde mit schwarzen und roten Servietten, also den Vereinsfarben, eingedeckt. Es war ein Mega-Erfolg“, ist Ferdl heute noch stolz.

Zu essen gab es Schweinsbraten, Kraut und Knödel. Die Strauben wurden auf Lists Empfehlung hinzugekauft. 380 VIPs verköstigte der Ferdl auf diese Weise. Am Spieltag erlebte der Gastronom dann einen wahren Prominentenauftrieb: „Da hat Sturm-Präsident Hannes Kartnig zu Pepi List gesagt:  ,Bist du deppert, wen hast den da als Caterer herzaht!’. ,Ist eh der Bauernwirt’. hat List gesagt, daraus wurden dann fast elf Jahre für das VIP-Catering im Stadion. Dort wurden auch rund 700 VIP-Gäste bei Champions League-Spielen kulinarisch versorgt. „Oh mein Gott, war das eine tolle Herausforderung“, strahlt Ferdl.

1999 war es dann soweit, Ferdls Gasthaus war geboren. „Am Anfang war ich bekannter als die damals neue Shopping City Seiersberg“, lacht Purgstaller. Ferdls Gasthaus war übrigens wahrscheinlich das einzige Lokal, das jemals in Österreich zwangseröffnet wurde. „Ich habe mit der Eröffnung gezögert, habe sie immer wieder hinausgeschoben. Bis mich der damalige Seiersberger Bürgermeister Werner Breithuber dazu gezwungen hat“, schmunzelt der Wirt. Zwei Jahrzehnte lang baute Ferdl sein Gasthaus immer wieder um. „Es war mein Hobby. Ob es immer sinnvoll war, kann ich nicht sagen, mir war es jedenfalls wichtig. Irgendwann wurde ich quasi von der Mischmaschine weggeschickt, sonst würde ich wohl immer noch bauen.“ Auch bei seinem neuen zu Hause ist die Mischmaschine wieder voll im Einsatz. 2019 verkaufte er seinen Gasthof in Seiersberg und mietete ein kleines Cafe in Leitring/Leibnitz mit schönem Gastgarten.

Ferdl Purgstaller hat vier Kinder und sechs Enkel. „Stolz bin ich auf jede und jeden, aus denen ist allen was geworden.“ Viel Freude hat der Ferdl an seinem Enkel Moritz. „Er hat Installateur gelernt und war immer ein Motorrad-Fan. 2019/20 ist er Jugend-Staatsmeister beim Motorrad-Trial geworden. Beim letzten Rennen auf einer Enduro war er an der siebten Stelle beim Weltmeisterschaftslauf.“

Ferdl hat ein erfülltes, zufriedenes und arbeitsreiches Leben. Er ist mit so viel Humor gesegnet und kann aus jedem Stichwort einen Witz erzählen. Mit ihm kann man lachen ohne Ende, er hat immer einen Schmäh parat und wird nie zeigen, wie es im Inneren seines Herzen oft ausgesehen hat.

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„Wir bemühen uns ehrlich“

Im Dezember 2021 wurde Univ.-Prof. Dr. Dr. Ing. Gerhard Stark Vorstandsvorsitzender der Steirischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes. Der Facharzt für Innere Medizin, Angiologie und Intensivmedizin, der auch als Notarzt tätig war, war zuvor Primar am LKH Deutschlandsberg, danach Ärztlicher Direktor des Krankenhauses der Elisabethinen und des Marienkrankenhauses Vorau sowie Ärztlicher Direktor der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder Österreich.

Seit 1986 Arzt, ist Dr. Gerhard Stark nach wie vor Mediziner mit Leib und Seele. Seine Praxis in Mooskirchen betreibt er weiterhin. „Ein bis zwei Mal in der Woche bin ich dort als Internist aktiv. Bevor ich das aufgebe, würde ich eher meine Funktion in der KAGes niederlegen“, spricht er ganz ehrlich aus.

Das Gesundheitssystem, weiß der KAGes-Chef, steht vor großen Herausforderungen. „Die Steiermark ist auch in diesem Bereich nicht entkoppelt von der übrigen Welt.“ Der demografische Wandel, eine immer älter werdende Gesellschaft, sei natürlich prägend dafür, wie sich das Gesundheitssystem in der nächsten Zeit entwickeln werde. „Wir werden weiterhin eine ausgezeichnete medizinische Versorgung haben, aber nur dann, wenn wir gemeinschaftlich das Bundesland als Gesamtheit sehen. Lokale Egoismen müssen wir hintanstellen.“

Die angespannte Personalsituation im Ärzte- und Pflegebereich werde andauern, ist Gerhard Stark überzeugt. „Das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Man muss sogar damit rechnen, dass sich die Lage noch weiter verschärfen wird.“

Insgesamt habe man es insbesondere bei der jüngeren Generation mit anderen Bedürfnissen zu tun. „Der Blick auf die Welt hat sich generationsabhängig verändert. Wir haben nicht nur ein numerisches Problem bei der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch bei der Einstellung zu Beruf und Freizeit. Wir haben einerseits eine Gesellschaft, die immer älter wird und damit verbunden steigt die Zahl an Pensionierungen. Auf der anderen Seite verjüngt sich die Arbeitswelt beinahe schlagartig. Die Unterschiede im Denken in unserer Arbeitswelt kommen deshalb immer stärker zum Tragen.“

Geld allein werde die Situation im Gesundheitssystem sicher nicht lösen. „Sicher spielt die Bezahlung bei den Mitarbeitern eine gewisse Rolle. Aber viel wesentlicher ist, wie schaffen wir es, den Beschäftigten im Gesundheitssystem Sinn und gemeinsame Werte zu vermitteln. Vielleicht sollten wir das Heldentum und auf der anderen Seite das Opferbild in Medizin und Pflege einmal zur Seite legen und unsere Arbeit als unaufgeregten Dienst am Menschen sehen.“

Das erklärte Ziel des KAGes-Chefs ist es, die Gesundheitsversorgung in der Steiermark auch unter den angespannten Bedingungen stabil zu halten. Im OECD-Vergleich verfüge Österreich über eine sehr hohe Ärztedichte. Umgekehrt gebe es aber eine hohe Patientendichte pro Pflegekraft, obwohl man international gesehen bei der Zahl der Pflegekräfte gar nicht schlecht aufgestellt sei. „Unterm Strich müssen wir uns die Frage stellen, ob wir zu viel Vorhalteleistung – also die bereit gestellten Kapazitäten für Notfälle, die in Österreich extrem hoch ist – im Vergleich zur Regelleistung haben. Ich denke, wir haben da ein Balanceproblem.“

Zudem ortet Stark ein Verteilungsproblem. Es gebe zahlreiche Aufgaben im ärztlichen Bereich, die in anderen Ländern an andere Berufsgruppen abgegeben werden. Dazu gehören seiner Ansicht nach nicht nur die Pflegeberufe, sondern auch Sozialarbeiter, Sozialpädagogen ebenso wie Psychologen und Pharmazeuten.

In der Pflege sei man entscheidend auf Personal aus dem Ausland angewiesen. „Das allein wird aber auch nicht reichen, um den Pflegebedarf, der in Zukunft in der Bevölkerung weiter auftreten wird, aufzufangen. Wir müssen überlegen, wie wir mehr Berufsgruppen in den Pflegebereich hereinholen.“

Wichtig ist für den KAGes-Vorstandvorsitzenden, dass der Patient niemals als lästig empfunden wird. „Egal mit welchem Problem er kommt, das darf nie sein. Wahrnehmung ist Realität, das muss besonders bei kranken Menschen respektiert werden.“ Die Frage sei, ob man mit den vorhandenen Strukturen die Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllen könne. „Es ist die Frage, ob es richtig ist, dass außerhalb der Regelarbeitszeiten kein Hausarzt mehr erreichbar ist. Oder ob eine Telefonnummer mit Telefonberatung die richtige Antwort darstellt. Der Hausarzt, der abends kommt, hat vielleicht keine große abrechenbare medizinische Leistung erbracht, aber allein seine Anwesenheit vor Ort im heimischen Umfeld war eine Erleichterung für Patienten und Angehörige. So wie es jetzt gehandhabt wird, entstehen Spannungen und Unzufriedenheit.“

Generell sei die Bevölkerung aber mit dem Gesundheitswesen noch zufrieden. „Darüber dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass wir permanent am System arbeiten müssen. Der Gesundheitsbereich kann nicht Interpretationsobjekt für verschiedene Interessensgruppen sein.“ Die KAGes sei jedenfalls bemüht, eine bestmögliche Versorgung zu bieten. „Wir machen Fehler, wir treffen auch Fehlentscheidungen, klar, aber dem steht ein beinahe unendliches, ehrliches Bemühen um die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung gegenüber!“

Patienten, die am Gang untergebracht werden müssen, gebe es jedenfalls nicht, versichert Stark. „Obwohl wir Betten sperren mussten, sind die übriggebliebenen Plätze zwischen 75 und 80 Prozent ausgelastet. Wir haben leider Bereiche, in denen es immer wieder Engpässe gibt. Das liegt aber nicht an der Zahl der Betten, sondern an fehlenden Spezialisten. Da ist mehr Flexibilität gefordert. Wir brauchen unsere Spezialisten auch einmal an anderen Standorten.“

Die KAGes ist der größte Arbeitgeber in der Steiermark – mittlerweile sind es rund 19.000 Beschäftigte. „Dabei sind höchste Expertise, Konzentration und Leistungsbereitschaft wichtig – schließlich hängen Menschenleben davon ab“, schildert Stark. „Menschen helfen Menschen bringt unser Leitbild gut auf den Punkt. Wertschätzung, Toleranz und Vertrauen sind Eckpfeiler unserer täglichen Arbeit.“ Um das Arbeiten für die KAGes besonders attraktiv zu machen, bietet sie ihren Mitarbeitern diverse Sozialleistungen, eine individuelle Karriereplanung, flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuungseinrichtungen vor Ort sowie zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Wir suchen laufend Menschen, die bei uns im Gesund- heitswesen tätig sein wollen“, so der KAGes-Chef Prof. Stark.

Gerhard Stark ist verheiratet und hat drei Kinder. Viel Zeit für die Familie bleibt ihm angesichts seines Berufs leider nicht. „Wenn ich in meinem Leben irgendetwas beklagen kann, dann das, dass ich zu wenig Zeit mit meiner Familie verbringen konnte“, reflektiert der KAGes-Chef.

Auch für die Hobbys ist das Zeitbudget eng. „Die Malerei ist ein Ausgleich für mich.“ Auch Radfahren und Bergwandern stehen regelmäßig auf seinem Programm. „Höhe muss bei mir beim Wandern dabei sein. Am Hochkönig bin ich zuletzt allerdings gescheitert. Was ich mit 18 Jahren ruck-zuck geschafft habe, geht mit mehr als 60 Jahren dann halt eben nicht mehr so locker“, seufzt Stark.

Bei seinen Wünschen ist Stark bescheiden. „Ich habe eher Wünsche für andere. In erster Linie für meine Frau und meine Familie. Ganz besonders wünsche ich mir Lebenszufriedenheit und noch etwas Zeit, insbesondere für einen Menschen, der mein Leben entscheidend geprägt hat und der mir immer ein väterlicher Freund war, damit wir unsere Freundschaft noch ein Stück weiter pflegen können.“

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„Wir haben seit Jahren vor den Missständen gewarnt“

Spitalsmisere, Teuerung und Sicherheit sind die wichtigsten Themen für den steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek. Der ehemalige Verteidigungsminister sieht auch eine zunehmende Verwendung des Strafrechts als politisches Mittel und warnt davor, dass sich bald niemand mehr für politische Spitzenfunktionen finden könnte.

Die eklatanten Missstände im Gesundheitssystem und in der Pflege werden immer offensichtlicher. Dieser Ansicht ist Mario Kunasek, Landesparteiobmann der FPÖ Steiermark und Verteidigungsminister zwischen 2017 und 2019. „Wir Freiheitlichen warnen seit Jahren vor diesen Entwicklungen. Mittlerweile sind nicht nur die Regionen betroffen, sondern auch die Landeshauptstadt“, kritisiert Mario Kunasek.

„Weil die Versorgung in den Regionen so schlecht ist, sind die Krankenhäuser in Graz massiv überlastet. Im Winter war die Kinderklinik betroffen, jetzt vor einigen Wochen das UKH.“ Die Rettungsorganisationen würden zu Recht beklagen, dass für sie die Wege immer weiter würden. Ähnliches treffe auf den Bereich der niedergelassenen Ärzte zu. „Ohne Zusatzversicherung wird es immer schwieriger, einen Facharzttermin zu bekommen.“

Ähnlich sei es bei den Pflegeeinrichtungen. Dass die Krankenanstalten Gesellschaft KAGES die Gehälter erhöhe, sei zwar gut, verschärfe aber den Personalmangel bei den privaten Pflegeheimen weiter: „Wie sollen die den höheren Aufwand finanzieren?“

Jahrelang, so der FPÖ-Chef, sei seitens der Politik „wenig oder das Falsche getan worden“. Eine Fehlerkultur der Landesregierung vermisst er: „Es kann schon einmal etwas daneben gehen. Aber dann muss man dazu stehen und es besser machen.“

Die FPÖ bleibe bei ihren Forderungen. „Wir brauchen zumindest eine flächendeckende Notfallversorgung, wir brauchen Spezialisierungen in den einzelnen Krankenhäusern und wir sind nach wie vor gegen die Idee des Leitspitals in Liezen, das die Bevölkerung ablehnt.“

Geld allein könne das Problem nicht lösen, ist Kunasek überzeugt: „Es geht um die Rahmenbedingungen. Das sagt auch das betroffene Personal. Es will Planbarkeit, verbindliche Dienstpläne und mehr Mitarbeiter.“ Der FP-Chef kann sich eine zeitweilige Dienstverpflichtung nach der Ausbildung von Ärzten vorstellen. „So etwas gibt es ja auch zum Beispiel bei Militärpiloten, die ebenfalls eine gute und teure Ausbildung auf Staatskosten erhalten.“

Ein Thema, das alle Steirerinnen und Steirer bewegt, ist die enorme Inflation. „Es sind fast alle Bereiche betroffen – Mieten, Treibstoff, Energie und nicht zuletzt Lebensmittel, also alles, was man zum Leben benötigt. Immer mehr Menschen geraten deshalb unter Druck.“ Dazu komme, dass sich viele junge Menschen kein Eigenheim mehr leisten können. Es reicht gerade zum Überleben. Ich bin der Letzte, der gerne in den Markt eingreift, aber wenn sich die Märkte nicht mehr selbst regulieren und die Preise durch die Decke gehen, dann muss man mit Bremsen und Preisdeckeln arbeiten.“

Notwendig wären, so Kunasek, unter anderem eine Preisbremse bei Grundgütern, Mieten, Heizkosten und Treibstoffen, eine Informationspflicht bei Preisabweichungen sowie rasche Steuersenkungen. „Wenn wir die Steirer entlasten wollen, darf es keine neuen Steuern wie etwa die CO2-Bepreisung geben.“

Einmalzahlungen bringen nach Ansicht des FP-Chefs nichts. „Schon gar nicht nach dem Gießkannenprinzip. In Wahrheit versucht der Staat hier dasselbe wie mit den Subventionen für die Bauern: Er will Abhängigkeiten schaffen. Diese Almosenpolitik bringt nichts.“ Der breite Mittelstand sei bei allen Maßnahmen gänzlich vergessen worden, was besonders tragisch sei, da genau dieser Mittelstand den Sozial- und Wohlfahrtsstaat Österreich finanziere. Für diese Gruppe fehle seitens der Bundes- und Landesregierung jeder Ansatz zur raschen Hilfe.

Im Rahmen ihrer Initiative für eine bessere Familienpolitik hat die steirische FPÖ eine Reihe von Anträgen in den Ausschüssen des Landtags eingebracht. Diese beinhalten unter anderem die Forderung nach Etablierung einer Nachhilfeförderung für alle steirischen Familien, die Nachhilfestunden finanzieren müssen, sowie die Forderung nach Einführung einer Schulkostenbeihilfe, wodurch Eltern von Pflichtschülern einen Zuschuss für die Ausgaben für Schulmaterialen erhalten sollen. Auch anfallende Kosten für Schulveranstaltungen wie Sprachreisen oder Sportwochen sowie die Kosten für den Skilift bei Schulskikursen sollte aus freiheitlicher Sicht gefördert werden. „Darüber hinaus fordern wir einen Eltern-Kind-Zuschuss als Maßnahme zur Gesundheitsvorsorge und ein Fördermodell für die familieninterne Kinderbetreuung.“ Eine Erhöhung der Einmalförderung bei Mehrlingsgeburten soll tatsächlich umgesetzt werden.

Bei der Sicherheit sieht der Landesparteiobmann Kunasek in einigen steirischen Bezirken eine massive Unterbesetzung der Polizei. „Die Bezirke Bruck-Mürzzuschlag, Leoben und Liezen sind besonders von Personalmangel betroffen. Auch in einigen Grazer Bezirken versehen wesentlich weniger Exekutivbeamte Dienst, als notwendig wären.“ Deshalb müssten auf Bundesebene Maßnahmen gegen den Polizistenmangel ergriffen werden. „Immerhin geht es um die Sicherheit der Bevölkerung in der Grünen Mark, und um diese zu gewährleisten, braucht es ausreichend Exekutivbeamte in allen Regionen.“

Die FPÖ will Graz zur lebenswertesten Stadt Österreichs machen. Dafür will Kunasek „eine Verkehrspolitik mit Hausverstand, einen Wirtschaftsraum Graz, der seine Entwicklungspotenziale nutzt, und ein sicheres Umfeld für die Bürger“.

Kunasek nimmt auch zu den Anschuldigungen, die im Zusammenhang mit der Spesenaffäre der FPÖ Graz gegen ihn erhoben werden, Stellung. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er sei im Laufe seiner 15-jährigen politischen Karriere immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert gewesen, die sich als unhaltbar erwiesen hätten. „Damals hat man allerdings noch miteinander darüber geredet, bevor man mit Unwahrheiten in die Öffentlichkeit gegangen ist.“ Früher habe man harte Debatten geführt, aber das Strafrecht sei kein politisches Instrument gewesen.

„Das führt langfristig dazu, dass die Parteien niemanden mehr für Spitzenpositionen finden werden. Vielleicht noch für einen Abgeordnetenposten, aber dass jemand Minister wird oder Bundeskanzler oder auch Parteiobmann, wird es nicht mehr geben. Er handelt sich damit ja nur juristische und auch private Probleme ein.“

Diese Entwicklung sei schon weit fortgeschritten, ist der ehemalige Minister überzeugt. „Man sieht es an der Zusammensetzung des Parlaments. Dort sitzen nur noch karenzierte Beamte. Menschen aus der Wirtschaft oder Hackler sind aus der Volksvertretung verschwunden.“

Privat ist Mario Kunasek ein absoluter Familienmensch. „Meine Familie ist mein Hobby. Ich bin meiner Frau Sabrina unendlich dankbar dafür, dass sie mir den Rücken stärkt.”  Stolz ist er auf seinen vierjährigen Sohn Theo. „Er zeigt bereits erste soziale Anzeichen und erklärt seiner Mama beim Einkaufen, was man dem Papa mitbringen könne.“ Seine Familie stand für Kunasek auch im Zentrum seines Sommerurlaubs. Den verbrachte er mit Frau und Sohn im Wohnwagen in Jesolo.

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„Auch ein goldener Käfig ist ein Käfig“

Als Gottfried Neuberger seinen Dienst im damaligen landesgerichtlichen Gefangenenhaus II Wien antrat, war noch der große Justiz- und Strafvollzugsreformer Christian Broda Innenminister. Seit diesem Tag im Jahr 1982 hat Neuberger 15 Ministerinnen und Minister an der Spitze des Justizressorts kommen und auch wieder gehen sehen. Seit 16 Jahren ist er Anstaltsleiter in der Justizanstalt Schwarzau.

In den vielen Jahren seiner Tätigkeit im Justizdienst hat der 62 Jahre alte Brigadier so einiges erlebt. Eine Anekdote zieht sich über fast 20 Jahre hin: „Als ich noch als Inspektor in Wien Dienst gemacht habe, sind 1989 die so genannten Lainz-Schwestern festgenommen worden. 2007 habe ich dann die letzte des Quartetts, die noch inhaftiert war, als Anstaltsleiter hier entlassen.“ Die „Todesengel von Lainz“ waren vier Frauen des Pflegepersonals im Altersheim Lainz in Wien, die mehr als 20 Senioren ermordeten.

Das Frauengefängnis in Schwarzau wirkt auf den ersten Blick geradezu idyllisch. In dem ehemaligen kaiserlichen Jagdschloss haben einst der letzte Kaiser Karl und Prinzessin Zita geheiratet. „Für ein Gefängnis haben wir fünf Sterne“, schmunzelt Neuberger. „Aber auch ein goldener Käfig ist ein Käfig“, schränkt er ein. „Auch wenn der Blick aus den Zellen auf den Park geht, in dem die Vogerln zwitschern: eingesperrt bleibt eingesperrt.“

Es gebe trotzdem Frauen, die regelrecht Angst vor dem Tag der Entlassung haben, auch wenn natürlich jede gehen wolle. Jede Insassin werde auf die Entlassung so gut wie möglich vorbereitet. „Das gehört zu unserem Auftrag.“

Neuberger tritt für einen möglichst humanen Umgang mit den Insassinnen ein. „Man darf nie aus den Augen verlieren, dass wir alle Menschen sind – egal, auf welcher Seite der Gitterstäbe wir uns befinden. Es geht darum, die straffällig gewordenen Frauen zu rehabilitieren und als ungefährlich zu entlassen, damit sie nicht mehr wiederkommen.“ Das Gefängnispersonal könne dazu aber nur einen Teil beitragen. „Den Großteil müssten die Gesellschaft, die Familie, die Freunde, aber auch ein Arbeitgeber machen. Wenn das nicht funktioniert, rutschen viele wieder ab.“

Frauen, so der Brigadier, würden unter der Haft generell mehr leiden als Männer. „Sie bemühen sich normalerweise mehr um soziale Kontakte, und um die Familie.“ Derzeit sitzen mehr als 150 Straftäterinnen in der JA Schwarzau ein. Die jüngste ist 17, die älteste über 80 Jahre alt. „Bei den alten Gefangenen machen wir uns schon Sorgen, wo das hinführen wird. Eine muss noch zehn Jahre hier verbüßen. Wie gehen wir damit um, wenn sie dement oder ein Pflegefall wird? Wir sind kein Krankenhaus. Aber über eine Haftunfähigkeit muss ein Gutachter und ein Vollzugsgericht entscheiden.“

Das trifft auch auf vorzeitige Entlassungen zu. „Es gibt Insassinnen, die im Burgtheater auftreten könnten. Gutachter sind normalerweise aber schwer zu täuschen.“

In der Justizanstalt Schwarzau hat es seit der Inbetriebnahme 1957 noch keinen einzigen Selbstmord gegeben, ist Neuberger stolz. Natürliche Todesfälle seien aber bereits vorgekommen: „Vor ein paar Jahren hat sich eine Insassin zum Schlafen hingelegt und ist nicht mehr aufgewacht, Herzstillstand. Ganz selten stirbt eine Gefangene im Krankenhaus, in das sie eingeliefert wurde.“

Mit dem Personalstand in Schwarzau kommt der Gefängnischef zurecht. „Das Ministerium gibt uns alle Leute, die es hat. Mehr Personal ist immer gut, aber ich jammere nicht, weil es eh nichts nützt.“

Das Wichtigste für Neuberger ist, dass die Arbeitsbedingungen stimmen. „Meine Mitarbeiter müssen zufrieden sein, damit sie Stress und Frust nicht auf den Häftlingen abladen.“ Er habe das Gefühl, dass seine Kollegen zu ihm kommen, wenn sie etwas brauchen. „Gefangene kommen selten zu mir, die reden hauptsächlich mit den Justizwacheangehörigen, die sie direkt betreuen.“

Zwei Drittel der Mitarbeiter in der JA Schwarzau sind Frauen. Er selbst, so der Anstaltsleiter, sei der Älteste im Haus. „Meine Stellvertreterin ist seit ihrem 19. Lebensjahr hier, und es gibt eine Kollegin, die seit mehr als 40 Jahren hier ist. Wir haben aber auch ganz viele junge Menschen, die gerne bei uns arbeiten.“

Laufend werden die Anlagen im Gefängnis modernisiert. „So sind wir auch für ein Blackout gut gewappnet“, erzählt der Brigadier. „Wir haben einen eigenen Brunnen, dadurch ist die Wasserversorgung gesichert.” Ein Notstromaggregat würde im Ernstfall alle wichtigen Anlagen versorgen. Sämtliche Schlösser im Haus seien noch mechanisch und nicht von einem Stromausfall betroffen. Zusätzlich sind Lebensmittel für Personal und Insassinnen eingelagert, die einen Monat reichen. 5.000 Liter Diesel und hunderte Liter Benzin sind ebenfalls immer vorhanden. Auch für ein immenses Problem, nämlich, wie das Personal bei einem Blackout zur Arbeit kommt, ist damit vorgesorgt. „Die meisten wohnen ohnehin in der Nähe. Sogar ihre Kinder wären versorgt – wir haben Möglichkeiten geschaffen, damit diese hier von Sozialarbeiterinnen betreut werden können.“

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Das Bundesheer ist der Schutzschild für unser Land

Klaudia Tanner ist die erste Frau an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Wegen des Ukrainekriegs stehen dem Bundesheer in den nächsten Jahren zusätzliche Mittel zur Verfügung. Tanner will damit nicht nur Waffen und Gerät beschaffen, sondern auch die Miliz deutlich aufwerten.

Als 19. Verteidigungsministerin hat Klaudia Tanner ihr Amt am 7. Jänner 2020 angetreten. Unter ihren Vorgängern waren sogar Bruno Kreisky und Alois Mock, die das Ministeramt aber jeweils nur wenige Tage interimistisch übernommen hatten, wenn ein Führungswechsel im Ministerium anstand.

Die 53 Jahre alte Niederösterreicherin stammt aus einer Agrarfamilie – ihr Vater war Berufsimker -, hat Jus studiert und war als erste Frau Rechts- und Sozialreferentin im niederösterreichischen Bauernbund – eine ausgeprägte Männerdomäne. Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft avancierte Tanner zur ersten Direktorin des Bauernbundes in Niederösterreich.

„Mit dem Ministerposten im Verteidigungsressort habe ich meinen Traumjob gefunden“, schwärmt Tanner. „Ich fülle ihn mit vollem Einsatz, Freude und Leidenschaft aus. Und es hat mir immer Spaß gemacht, als Frau sozusagen Pionierarbeit zu leisten, Jobs zu übernehmen, die bisher Männern vorbehalten waren. Das prägt meine ganze Karriere.“

Insgesamt 16 Milliarden Euro hat das Bundesheer zusätzlich in den nächsten vier Jahren zur Verfügung. Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde das Budget kräftig erhöht. Fünf Milliarden davon sind allein für die Mobilität vorgesehen: Mannschaftstransporter sollen ebenso angekauft werden wie Hercules-Frachtflugzeuge oder Gerät für die Pioniere. Sieben Milliarden stehen für Panzer, Drohnenabwehrsysteme und die Aufklärung zur Verfügung, der Rest ist für Autarkie und Nachhaltigkeit geplant.

Mit dem höheren Budget wurde auch die „Mission Vorwärts“ ausgerufen – das Bundesheer soll in Zukunft unter dem Motto „Selbstbewusst, kampffähig, stark“ auftreten.

Aufgerüstet werden sollen die Eurofighter. Derzeit können die Abfangjäger ja nachts keine Ziele erfassen. Das wird sich ändern, zusätzlich schafft das Bundesheer Trainingsflugzeuge an, die auch die Eurofighter beim Einsatz in geringeren Höhen ergänzen sollen.

Angesichts des gar nicht so weit weg von unserer Grenze tobenden Ukraine-Kriegs bekennt sich die Ministerin zu einer modernen und starken Landesverteidigung: „Fakt ist und das habe ich immer wieder betont: Die Neutralität allein schützt uns nicht. Unser Bundesheer tut das. Daher braucht es eine moderne und starke militärische Landesverteidigung. Mit der Aufstockung des Verteidigungsbudgets, rüsten wir auch unser Bundesheer auf, um weiterhin unsere Neutralität sichern zu können. Die Neutralität allein ist kein Schutzschild für unser Land.“

Ein besonderes Anliegen sind Tanner die Frauen beim Heer. „Der Anfang war für die Frauen sicherlich nicht sehr leicht, aber die Jahre haben Erfahrung mit sich gebracht, und jetzt werden Frauen von ihren Kameraden akzeptiert.“ 645 weibliche Soldaten gibt es mittlerweile.

„Als erste Verteidigungsministerin Österreichs ist es mir natürlich ein Anliegen, Frauen auch in Führungspositionen zu besetzen. Auch hier konnten wir schon viel erreichen. Letztes Jahr haben wir die erste Regimentskommandantin im Versorgungsregiment 1 in Gratkorn ernannt, heuer haben wir seit Juli die erste Bataillonskommandantin im Stabsbataillon 6 in Tirol. In meinem Ressort haben wir außerdem zwei Frauen im Dienstgrad Brigadier. Damit schaffen wir Vorbildfunktionen und wollen Frauen Mut machen und zeigen, dass auch beim Bundesheer für sie alles möglich ist.“

Ein ganz wichtiges Thema ist für Tanner die Miliz. „Mit dieser wurde zuletzt sträflich umgegangen, sie wurde budgetär vernachlässigt. Das ändern wir jetzt sukzessive.“ Ausrüstung und Bewaffnung der Miliz würden aufgestockt.

Was die Milizübungen angeht, müsse wieder mehr trainiert werden. Während der Pandemie sei dies nicht möglich gewesen, nun gebe es aber wieder große Übungen mit mehreren tausend Soldaten. Eine Verlängerung des Grundwehrdienstes von sechs auf acht Monate schließt die Ministerin aus, aber: „Die Milizübungen müssen wieder verpflichtend werden - so, wie es ja eigentlich auch vorgesehen ist.“

Auch im Ministerium selbst sei die Miliz aufgewertet worden: „Es gibt ein eigenes Büro für sie mit eigener Struktur. Jeder Milizsoldat weiß: Ich bin ein Teil des Bundesheeres. Das ist eine Veränderung im Denken.“

Ein Resultat dieser neuen Sichtweise sei das Modell „Mein Dienst für Österreich“. Dieses biete die Möglichkeit, an den Grundwehrdienst freiwillig drei Monate anzuhängen. „Dafür bekommen die Soldaten 3.000 Euro netto im Monat. Das hört sich vielleicht viel an, wenn man aber bedenkt, dass das 24 Stunden Bereitschaft an sieben Tagen in der Woche bedingt, kommt ein anderer Stundenlohn zusammen.“

Um junge Menschen zu einer Laufbahn im Militärdienst zu bewegen, werden eine Reihe von Maßnahmen gesetzt. „Wir haben beispielsweise den freiwilligen Grundwehrdienst für Frauen ins Leben gerufen. Damit haben wir die Einstiegshürde für Frauen deutlich gesenkt und können stolz sagen, dass es wirkt. Nach nur drei Monaten haben wir 140 freiwilligen Meldungen. Abgesehen von dieser Maßnahme haben wir über 600 Informationsoffiziere, die an Schulen über das Bundesheer und die Landesverteidigung berichten.“

Klaudia Tanner bekennt sich zur großen Flugshow Airpower in der Steiermark. Diese findet alle zwei Jahre statt. „Gerade in Zeiten einer kriegerischen Auseinandersetzung in Europa ist es wichtig zu zeigen, was unsere Luftstreitkräfte können. Man darf auch nicht übersehen, dass die Airpower einer der größten Einsätze für die Miliz ist – sie ist für die Zutrittskontrollen verantwortlich und sorgt für die Sicherheit.“ Die zusätzliche Wertschöpfung für die Region Murtal sei genauso beachtlich wie der Zuwachs an Ruf im In- und Ausland.

Die Steiermark ist ein wichtiger Standort für das Bundesheer, unterstreicht die Verteidigungsministerin. „Wie wichtig uns das Bundesland ist, kann man unter anderem an der Modernisierung der Kaserne Feldbach sehen.“ Auch die Hubschrauberwerft wird in der Steiermark angesiedelt. „In Aigen werden außerdem 12 der 36 Maschinen der Helikopterflotte stationiert.“

Privat ist Klaudia Tanner eine leidenschaftliche Skifahrerin, schwimmt, tanzt und singt auch sehr gerne. Das schönste sei jedoch, die Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen. Die Ministerin ist verheiratet und Mutter einer 17 Jahre alten Tochter. Diese absolviert derzeit eine Lehre im Modehandel. Ihr größter Wunsch ist Gesundheit. „Dass man selbst gesund bleibt und auch die Lieben rundherum.“

Ausschlaggebend ist für Klaudia Tanner die Fähigkeit, seine Vorhaben umsetzen zu können. „So wie jetzt als Ministerin, den Blick immer nach vorne richten. Das Bundesheer ist in den vergangenen Jahren zu einem attraktiven Dienstgeber geworden, viele Menschen wollen zu uns. Darauf bin ich stolz, und das ist auch mein Wunsch, dass das so bleibt.“

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Nach Arbeitsunfall wurde er zum Müllmann mit Herz

Nikolaus Brunner sorgt für Sauberkeit in Graz. Seit fünf Jahren ist er Müllmann und Kraftfahrer bei der Abfallsammlung der Holding Graz.

„Eigentlich war ich Bäcker – bis ich bei einem Arbeitsunfall drei Finger teilweise verloren habe“, erzählt Brunner. „Bitte lass es nur die Fingernägel sein“, habe er damals gedacht, weil er zuerst gar keine Schmerzen gespürt habe. Leider war es doch dramatischer, einige Fingerglieder waren abgetrennt. „Ich wusste gleich, ich muss mich nach einem neuen Job umsehen“, erinnert sich der Müllmann.

Zuerst ließ sich Brunner zum Schlosser umschulen, arbeitete auch zwei Jahre lang in einer großen Firma, bewarb sich dann aber bei der Abfallsammlung der Holding Graz. Das Gefühl in den Fingerstummeln hat er zum Glück nie verloren. Schmerzen hat er meistens keine, nur wenn es sehr kalt ist, tut Brunner die alte Verletzung weh. Dann muss er möglichst dicke Handschuhe tragen.

Uns faszinierte Nikolaus Brunner, wie er an einem Samstag mit seinem Kleintransporter am Hauptlatz saubere Mülltonnen aufstellte, in dem die Standler ihren Abfall entsorgen können. Auch Passanten warfen ihren Abfall, ein und falls etwas daneben ging, half der sympathische Müllmann sofort. Auch als ein Standler eine Palette in den Papiercontainer steckte, holte er diese wortlos heraus und legte sie in sein Auto.

Auch wenn nicht immer alles ordnungsgemäß getrennt und entsorgt werde, klappe das Zusammenleben von Standlern und Müllabfuhr ganz gut, versichert Brunner. „Wir haben uns arrangiert. Wenn es einmal überhaupt nicht funktioniert, machen wir Fotos und leiten diese weiter. Im schlimmsten Fall muss das Gesundheitsamt einschreiten.“ Den Abfall, der neben der Tonne gelandet ist, müssen die Müllmänner nicht aufheben. „Es könnten ja gefährliche Dinge wie Spritzen usw. drinnen sein. Außerdem sind wir keine Hausmeister, sondern nur für den Abfall in den Tonnen zuständig. Das eine oder andere kann schon mal mitgenommen werden“, schmunzelt Brunner. Aber in der Regel läuft es sehr sauber ab.

Wir haben uns gefreut, mit einem so sympathischen und hilfsbereiten Müllmann zu reden, der gar nicht bemerkt hatte, dass wir ihn schon die ganze Zeit beobachteten. Danke, dass es solche Menschen gibt, die ihre Arbeit mit Leidenschaft machen.

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